2 Wochen – Wie nach 12 gesunden Jahren nur noch 2 Wochen hätten folgen können
Es war der 06.04.2019, ich hatte mich morgens öfter übergeben. Meine Mutter machte sich sorgen, also führen wir in die Notaufnahme nach Burg. Der erste Eindruck war nicht sehr gut, die Schwester in der Annahme hatte viele Blutflecken auf ihrem Oberteil, auch der zweite Eindruck war nicht besonders prickelnd, die Diensthabende Ärztin der NA war gestresst, daher ging auch die Freundlichkeit etwas verloren. Nach ein paar Untersuchungen überwiesen sie mich auf die Pädiatrie mit Verdacht auf Darmverdrehung, dass die Diagnose falsch ist, stellte sich nur 24 Stunden später heraus. Nach diversen Einläufen und ekelhaft schmeckenden Abführmitteln, durfte ich die Nacht im Krankenhaus verbringen, zum Abendbrot gab es eine Hühnerbrühe. Mehr war mit dem Verdacht auf Darmverdrehung nicht drin. Am nächsten Morgen ging es auf zum Ultraschall, die äußerst nette Ärztin war auch wieder da, sie führte die Untersuchung durch, war allerdings schnell wieder fertig, da sie angeblich durch mein Bauchfett nichts sehen konnte, dass es aber nicht das Fett war, was sie sah stellte sich kurz später heraus. Der damalige Leiter der Pädiatrie war früher auf der Kinderonkologie in Magdeburg tätig, daher hatte er schon eine Vermutung und überwies mich dorthin. Zu dem Zeitpunkt hatte ich noch keine Ahnung was ich nun habe, oder was die
Onkologie ist, bis meine Familie und ich gemeinsam die Station erreicht haben. Hinter der Tür die nach einem Klingeln geöffnet wird, sah man einen langen Flur. Rechts an der Seite
saßen ein oder zwei Kinder mit sehr kurzen Haaren, in dem einen offenen Zimmer sogar eins komplett ohne, was mich etwas schockte. Wir wurden erstmal etwas abseits der anderen
hingesetzt und etwa 10 Minuten später zu einem weiteren Ultraschall abgeholt, diesmal von einer sehr netten Ärztin. Dort wurde die Vermutung dann bestätigt, ein Tumor. Dann ging es
erstmal zurück auf die Station, wo sehr nette Schwestern waren, die mir jede Menge Blut abzapften. Ein bis zwei Tage später dann die Biopsie, mit dem Ergebnis: Bösartiges B-Zell
Lymphom, anschließend ging es mit kurzer Verschnaufpause zum MRT. Dort lag ich dann für 45 Minuten, und bekam nach ca. 10 Minuten Schmerzen, ich hatte Glück, ein Arzt war direkt zur Stelle, und 5 Minuten später war es schon wieder gut. Nachdem das MRT fertig war ging es zurück. Der Tag darauf war etwas verrückt, mir wurde unter örtlicher Betäubung des Armes, ein Schlauch bis kurz vor das Herz geschoben. Vorher wurde natürlich grob mit einem Maßband abgemessen wie lang der Schlauch überhaupt in mich hereinmuss, es waren grob 40 bis 45 cm. Nach einer Zeit fragte der Arzt dann was die Differenz von 42 und 60 ist, ich dachte erst es sei ein kleiner Test, ob ich noch Wach bin und zuhöre, ich antwortete also mit dem richtigen Ergebnis „18“. Aber ich wurde irgendwie stutzig, es war schon eine leichte Aufgabe, also fragte ich wozu die Frage dient. Seine Antwort: „Naja, 42cm müssen in dich rein, und 60cm habe ich hereingeschoben.“ Ich war etwas geschockt und fragte ihn was wir denn jetzt machen und ob das Schlimm ist. Seine Antwort darauf war: „Ich schau mal aufs EKG und wenn es am Herz kitzelt ziehe ich ein Stück, und wenn nicht, dann nicht.“ Nach 1 Minute Stillschweigen stand die Entscheidung: „Es kitzelt etwas, also ziehe ich mal so 8“, sagte er. Nachdem das überstanden war, ging es ca. 1 Stunde dann direkt mit der Chemo los. Wie man sieht war es sehr hektisch, das hatte damit zu tun, dass ich ohne Chemo bei so einem rasant wachsendem Tumor noch ca. 2 Wochen zu Leben gehabt hätte.
Von Leon Rettig
Klasse: 8c
„Europaschule“ Gymnasium Gommern