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Eine interessante Lebensgeschichte von einer starken Frau

Interview mit Ludmila Wirth

Ludmila ist eine interessante Frau, die viel in ihrem Leben erreicht hat. Sie tauschte St. Petersburg gegen Darlingerode. Warum?

Ludmila, erzähl doch mal ein bisschen, wo kommst du her?
Ich komme aus St. Petersburg, das ist eine Stadt im Nordwesten Russlands. Eine meiner Omas kommt aus dem Gebiet Pskow und die andere Oma kommt aus der Ukraine. Mein Vater ist in Südrussland geboren und kam damals nach St. Petersburg zum Studieren und da hat er dann meine Mutter kennengelernt. Dadurch, dass mein Vater bei der Marine arbeiten musste, habe ich die ersten sieben Jahre meines Lebens auf der Halbinsel Krim verbracht. Es war dort sehr schön, wir sind oft zum Meer gegangen. Die schönsten Erinnerungen an meine Kindheit waren die Urlaube bei Oma und Opa im Süden, sie hatten einen Bauernhof. Später sind wir wieder zurück nach St. Petersburg gezogen, damit ich in die Schule gehen konnte.

Was waren deine Zukunftsträume als du noch ein Kind warst?
Als ganz kleines Mädchen wollte ich unbedingt im Theater spielen. Ich habe davon geträumt, wie ich zu Castings gehe und unter 30 anderen Bewerbern die Beste wäre. Dann als ich ein bisschen älter war, so ca. sieben Jahre alt, bin ich in eine Eiskunstlaufschule gegangen. Ich habe an Wettbewerben teilgenommen und ich war sehr gut. Irgendwann hatte ich ein Angebot bekommen auf ein Sportinternat zu gehen, damit ich Talent ausbauen kann, jedoch war meine Mutter dagegen. Sie wollte nicht, dass ich nur am Wochenende Zuhause bin, denn das wäre nicht gut für meine Erziehung. Mit 14 und 15 Jahre hab ich meiner Mutter vorgehalten, dass sie durch diese Entscheidung verhindert hat, dass ich ein Weltstar werde. Mit 18,19 Jahren habe ich verstanden, dass es die richtige Entscheidung war.

Wohin haben deine Talente und Wünsche dich geführt?
Ungefähr mit 16 Jahren wusste ich, dass ich Sprachen studieren möchte. Ich habe mich auf die Aufnahmeprüfungen an die Universität vorbereitet, denn sie waren sehr hart, weil auf einen Studienplatz gab es 20 Bewerbungen. Mit 18 Jahren habe ich dann angefangen Anglistik, also englische Sprache und Literatur zu studieren, dafür habe ich fünf Jahre gebraucht, also war ich mit 23 Jahren fertig.
Nach meinem Studium habe ich an der Fakultät für internationale Beziehungen Englisch unterrichtet. Ich habe dann auch promoviert, das heißt, ich habe eine Doktorarbeit geschrieben. Das war eigentlich nie mein Ziel. Doch wenn man an der Uni arbeitet und nicht promoviert, ist es viel anstrengender, weil man mehr Stunden als die anderen machen muss. Mit Doktortitel bekommt man mehr Lohn, deswegen habe ich mich dazu entschieden auch zu promovieren.

Wie bist du dann nach Deutschland gekommen?
Ich habe meinen zukünftigen Ehemann, Andreas, kennengelernt und habe mich verliebt. Ich bin dann nach Deutschland gezogen. Nach 14 Jahren ist die Ehe in die Brüche gegangen. Ich habe zwei wunderbare Töchter aus der Ehe mitgenommen.

Was machst du jetzt so beruflich?
Ich bin Lehrerin für Französisch und Englisch an der Sekundarschule, unterrichte aber noch
Hauswirtschaft und Russisch.

Was sind jetzt deine Träume und Wünsche für die Zukunft?
Ich engagiere mich in der Kirche und möchte gerne, dass unsere Gemeinde fröhlich, lebendig und groß wird. Mein Traum ist ein Frauenhaus zu gründen, für Frauen, die Schutz, Unterstützung und Wiederherstellung brauchen.

Ich danke dir für das tolle Gespräch und dass du dir die Zeit genommen hast, mit mir zu sprechen.

 

Von Johanna Richter

Klasse 8b

Gerhart-Hauptmann-Gymnasium Wernigerode

 

Quelle:

eigene Aufzeichnungen innerhalb eines Interviews mit Ludmilla Wirth