Home schooling – Chance oder Katastrophe
Wie alle Kinder im schulpflichtigen Alter, sind auch ich (14 Jahre) und meine zwei jüngeren Geschwister (7 und 11 Jahre) von der Schulschließung betroffen. Da meine Eltern beide arbeiten gehen, sind wir den größten Teil des Tages allein zu Hause und müssen die Aufgaben der Lehrer ohne Hilfe lösen. Auch das Essen macht sich leider nicht von allein. Ein Erfahrungsbericht von Laura Bettge.
Hoch motiviert begannen wir am ersten Tag selbstständig unsere Lehrbücher durchzuarbeiten. Während ich mich mit der Reizleitung beschäftigte, wurde ich ununterbrochen von meiner Schwester um Hilfe gebeten. Die 7-jährige verzweifelte an ihren Matheaufgaben, sodass ich die nächsten zwei Stunden damit verbrachte, ihr die Addition mit Zehnerübergang zu erklären. Nun war schon Mittagszeit, sodass ich uns Nudeln und Tomatensauce kochte. Mit meiner Reizleitung war ich bis dahin noch nicht weit gekommen. Aus lauter Langeweile fing meine Schwester an auf ihrer Flöte zu spielen, was meinen Bruder dazu veranlasste seine Klavierkünste zu beweisen. Leider konnten sie sich nicht auf ein Lied einigen, weshalb beide gleichzeitig unterschiedliche Lieder spielten und versuchten sich dabei zu übertönen. Völlig entnervt verbarrikadierte ich mich in meinem Zimmer und widmete mich wieder meiner Reizleitung. Ein paar Stunden später übernahmen meine Eltern dann endlich die Lehrerrolle und sorgten für Ruhe.
Mittlerweile sind drei Wochen vergangen und an dem Tagesablauf hat sich wenig geändert. Der Aufwand, meine Geschwister zu motivieren, stieg mit jedem Tag. Glücklicherweise wohne ich in einem Haus mit Garten, weshalb eine Flucht aus diesem Chaos teilweise möglich ist. Dabei könnte Home schooling so viele Chancen bieten: Viele meiner Lehrer haben das Internet für sich entdeckt. Anfangs bekamen wir die Aufgaben über die Homepage der Schule. Mittlerweile sind ein Großteil der Aufgaben über die Lernplattform Moodle zu erreichen und zu lösen. Leider wurden wir im Informatikunterricht darauf nicht vorbereitet, wodurch anfangs Probleme auftraten. Aber durch die Corona-Pandemie bekamen wir tatsächlich auch den Zugang zu Moodle, der uns schon seit 2 Jahren zusteht. Zukünftig könnten Hausaufgaben über Moodle aufgegeben und gelöst werden, was ein direktes Feedback der Lehrer ermöglicht und Kritik würde nicht vor der gesamten Klasse geäußert werden. Zusätzlich wäre diese Kritik, da sie schriftlich geäußert wird, auch mehr durchdacht
und demütigende Aussagen unwahrscheinlicher, sodass Schüler sie besser annehmen können. Eine individuelle Förderung einzelner Schüler wäre so auch in großen Klassen möglich.
Zusammenfassend kann man jedoch sagen, auch wenn alle versuchen das Beste aus der Situation zu machen, können Eltern und das Internet nicht den persönlichen Kontakt zu Lehrern ersetzen, höchstens ergänzen.
Von Laura Bettge
Klasse: 8a
Gerhart-Hauptmann-Gymnasium Wernigerode