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Ist der Harzer Wald noch zu retten?

„Oh, Du wohnst im Harz? Da hast Du ja Glück und wohnst dort, wo andere Urlaub machen!“

Ich weiß nicht, wie oft ich diesen Satz schon gehört habe. In letzter Zeit frage ich mich allerdings immer häufiger, ob diese Menschen überhaupt schon mal im Harz waren und ob sie den Harz wirklich kennen.

Ilsenburg • Weite Flächen mit abgeholzten oder umgestürzten Bäumen und riesige Forstmaschinen, welche die schmalen Waldwege zerstören, auf denen ich immer meine Fahrradrunde drehe und das alles nur um das ganze Holz abtransportieren zu können. Der schöne, grüne, dichte Wald aus meiner Kindheit ist weg, einfach so zerstört. Wieso sterben eigentlich so viele Bäume im Harz? Diese Frage beschäftigte mich sehr und ich begann ein paar Nachforschungen zu diesem Thema anzustellen. Ich fand heraus, dass es laut der Website „Energiewinde“ mit der extremen Dürre in den letzten Jahren zusammenhängt. Die Fichten konnten dadurch nicht ausreichend Baumharz produzieren. Dieses benötigen sie aber zur Verteidigung gegen den im Harz präsenten Buchdrucker, jener ist eine Unterart des Borkenkäfers. Hinzu kommt auch, dass im Harz im 20. Jahrhundert vorwiegend die schnell wachsende Fichte angebaut wurde, wodurch eine Monokultur entstand, in der sich der Parasit deutlich schneller ausbreiten kann. Im letzten Jahr waren es nach Aussage der Braunschweiger-Zeitung etwa 3030 Hektar Wald, die durch den Borkenkäfer zerstört wurden. Das entspricht der Größe von über 4000 Fußballfeldern. Dies ist eine für mich kaum vorstellbare Menge von Totholz. Ein gesunder Wald kann Regen- und Schmelzwasser gut speichern und nach und nach abgeben, außerdem produziert er durch Fotosynthese unseren überlebenswichtigen Sauerstoff. Das Baumsterben hat somit weitreichende Folgen. Umso wichtiger war mir, die im Rahmen unserer Jugendstunden für den 8. April 2022 geplante Baumpflanzaktion. Trotz der schlechten Wettervorhersage machten wir uns gemeinsam mit unserer Klassenlehrerin Frau Gerloff und zwei Elternteilen mit dem Bus auf den Weg zum Floßplatz. Dort trafen wir uns mit Mitarbeitern des Landesforstbetriebes und fuhren in kleinen Bussen in Richtung Mönchsbuche. Auf dem Weg dorthin wirkte der Wald auf uns fremd und wie von einer anderen Welt, sodass Wald schon gar nicht mehr das richtige Wort dafür war. Es war ein bedrückendes Gefühl, den Wald so zusehen. An der Mönchsbuche angekommen wurden wir kurz eingewiesen, wie man einen Baum pflanzt. Anschließend wurden wir in Zweiergruppen eingeteilt, bekamen jeweils eine Kreuzhacke und begannen mit der Arbeit. Zum Glück war das Wetter nicht ganz so schlecht wie vorhergesagt. Es war etwas windig und es fielen auch ein paar Schneeflocken, aber das konnte uns nicht aufhalten. Wir wollten schließlich versuchen, den Wald zu retten. Gemeinsam kamen wir gut voran und nach knapp 2 Stunden waren alle 600 Rotbuchen und Douglasien gepflanzt. Nach getaner Arbeit wurden wir mit einer warmen Suppe und Baguette belohnt. Anschließend ging es wieder heimwärts, diesmal aber mit dem guten Gefühl, etwas für unsere schöne Heimat Harz getan zu haben. So konnten wir mit Stolz in das wohlverdiente Wochenende starten. Ich denke, dass wir damit einen wichtigen Beitrag zur Wiederaufforstung des Harzer Waldes geleistet haben, sodass es im Harz später wieder viele große Bäume gibt und man sich irgendwann wieder über einen gesunden Wald freuen kann. Auch wenn wir einen solchen Wald so schnell nicht mehr erleben können, haben wir uns doch die Standortkoordinaten von unserer Baumpflanzaktion gespeichert. So können wir vielleicht irgendwann mit unseren Kindern in einem schönen und gesunden Wald eine Runde spazieren gehen oder eine Runde mit dem Fahrrad fahren und dabei unsere Bäume besuchen.

Von Marek Streve

Klasse: 8b

Gymnasium Stadtfeld Wernigerode

Quellenangabe:

Energiewende.de, Braunschweiger Zeitung